Tausende Rehkitze fallen neben vielen anderen Jungtieren jedes Jahr bei der Mahd zwischen Mai und Juni den Mähmaschinen zum Opfer. Dies zu vermeiden haben sich zahlreiche Landwirte, Jäger, Natur- und Tierschützer auf die Fahnen geschrieben. Dabei ist es fast unmöglich, die hervorragend getarnten und geruchsfreien Rehkitze zu finden. Aber die Initiative Kitzrettung-Hilfe , deren Initiatoren allesamt in der Region ansässig sind, bietet eine deutschlandweit einzigartige Plattform, um Landwirte und Helfer zusammen zu bringen und dieses Tierleid zu verhindern.
Allein 2018 konnten in der Vogelsbergregion im Rahmen dieser Initiative fast 300 Rehkitze gefunden und vor dem sicheren Mähtod gerettet werden.
Der Auftakt der Initiative
Der offizielle Auftakt zu dieser Initiative fand bereits im Februar 2017 statt: Es trafen Landwirte, Jäger, Politiker, Forstwirte, Biologen, Tierschützer, Naturschützer und Juristen, insgesamt 50 Menschen aus der Region zum ersten großen Runden Tisch zusammen. Dazu eingeladen hatten Steffen Schäfer (Vorsitzender des Kreisverbandes der Jagdgenossenschaften im Vogelsberg, Hans-Ullrich Weidner (Vorsitzender der Jägervereinigung Lauterbach), Katharina Jacob (Tierschutzbeauftragte der Jägervereinigung Lauterbach) und Barbara Bausch (Tier- und Naturschutz Unterer Vogelsberg e. V., Birstein). Es wurden praktizierte Möglichkeiten, Rehe mit ihren Kitzen 24 Stunden vor der Mahd zu verbrämen, sowie Schallkanonen und leistungsfähige Drohnen mit Wärmebildkameras zur Sichtung der im Gras liegenden Rehkitze vorgestellt und diskutiert.
Übereinstimmung fand leider folgende These: Keine der diskutierten Taktiken bietet für sich alleine eine absolute Sicherheit, um das Vermähen der Jungtiere zu verhindern. Auch die Kombination bietet keinen kompletten Schutz, aber doch sehr gute Ergebnisse.
Erste Ergebnisse
Seit dem ersten Treffen ist viel geschehen. So konnte die Webseite kitzrettung-hilfe.de mit vielen Informationen rund um die Kitzrettung sowie einer anonymen Datenbank aufgesetzt werden. Die Datenbank ermöglicht potentiellen Helfern und hilfesuchenden Landwirten, schnell für einen Sucheinsatz zusammen zu finden. Mittlerweile haben sich deutschlandweit über 200 ehrenamtliche Helfer registriert, um Landwirten zu helfen. Im Jahr 2018 suchten Helfer im Rahmen dieser Initiative insgesamt 1500 Hektar Weideland in der Region ab und fanden dabei fast 300 Rehkitze.
Herausforderungen

Das Ziel ist es, den Landwirten zu helfen, bei der Mahd keinem Wirbeltier Schaden zu zufügen. Vermähte Rehkitze können empfindlich hohe Geldstrafen bis hin zu Freiheitsentzug nach sich ziehen. Allerdings fallen die Entscheidungen für eine Mahd witterungsbedingt nicht selten erst 24 Stunden vorher, so dass sich eine Helfergruppe für eine Verbrähmung u. U. nicht rechtzeitig mobilisieren lässt. Auch scheinen so manchen Positionen von Tierschützen, Landwirten und Jägern unvereinbar und der Landwirt möchte zum Zeitpunkt keine Grundsatzdiskussion führen müssen. Um den Rehkitzen zu helfen ist es wichtig, die Rettung der Tiere zum Mahdtermin als gemeinsamen Nenner zu setzen.
Möchten Sie mithelfen?
Sammeln Sie Helfer um sich, bilden Sie Gruppen und sprechen mit hiesigen Landwirten und Jägern, wo und wann Sie wie helfen können. Erfahren Sie alles rund um Jungwildrettung auf der Webseite:
Web: www.kitzrettung-hilfe.de
Email: info@kitzrettung-hilfe.de
Schulklassen als Botschafter
Kinder frühzeitig mit Themen aus ihrem Umfeld in Kontakt zu bringen und aktiv werden zu lassen, sensibilisiert sie für die Umwelt. Im Falle der Kitzrettung stellen die Initiatoren der Kitzrettung-Hilfe Unterrichtsmaterial und einen Leitfaden für Schulklassen zum Download bereit. Mit selbstgebastelten Windrädchen, Flatterbändern und auch eigenen Ideen zur Kitzrettung können sie im Rahmen eines Wandertags mit Landwirten ins Gespräch kommen.
Möchten Sie mithelfen?
Sind Sie Jäger/in, Landwirt/in oder interessierter Tierschützer? Wir brauchen jede helfende Hand, jedes denkende Hirn, jedes mitfühlende Herz. Egal, ob Sie Rehwildscheuchen bauen und aufstellen, ob Sie Rehkitze aus dem zu mähenden Feld sammeln möchten, ob Sie einen Hund oder auch eine Drohne besitzen, der oder die die Felder absuchen kann oder ob Sie über Erfahrung und Wissen verfügen, die den Kitzen und anderen Jungtieren in den Wiesen helfen können, Sie alle sind gefragt und hochwillkommen, um den Kleinen schreckliches Leiden oder einen grausamen Tod zu ersparen.
