In der Großgemeinde Birstein werden zur Zeit die Beleuchtungskörper erneuert, um energiesparende Leuchtmittel zu verwenden. Das ist natürlich löblich, wenn auch ausschliesslich dem Aspekt Engergieeinsparung und damit Kostenverringerung geschuldet. Denn im Zuge der Leuchtmittelerneuerung wurde das Thema „Lichtverschmutzung“ nicht bedacht.
Beispiel
Nach der Erneuerung leuchten nun Laternen, die gefühlt die Kreuzung einer dreispurigen Stadtbahn ausleuchten könnten, die verschlafenen Gässchen aus. Diese Gässchen sind teilweise so schmal, dass sich kaum zwei PKWs begegnen können, ohne auf die Bankette zu fahren. Die Laternen entsprechen sicher den aktuellen Vorschriften. Dafür reicht ihr Licht aber weit über den Straßenbereich hinaus auf Gebäude und Gärten, die dadurch zum Beispiel den Fledermäusen als Lebensraum wegfallen, weiß Thomas Steincke, Fledermausexperte und Sprecher der Arbeitsgemeinschaft für Fledermausschutz Vogelsberg.
Kombiniert mit dem Trend, jegliche Gebäude so zu verpacken, dass diese einzigartigen fliegenden Säugetiere kaum noch Wohnraum finden, ist die Lichtverschmutzung - auch im ländlichen Raum - ein weiterers Puzzleteilchen im Gesamtbild: Wir nehmen der Natur und ihren Kreaturen immer mehr Lebensraum.
Lichtverschmutz eine weitere mögliche Ursache für das Insektensterben?
In der Lichtverschmutzung kann auch eine weitere mögliche Ursache für das Insektensterben liegen. Das haben nun Maja Grubisic vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) und ihr Team untersucht.
„Die Hälfte aller Insektenarten ist nachtaktiv. Sie sind auf Dunkelheit und natürliches Licht von Mond und Sternen angewiesen, um sich zu orientieren und fortzubewegen oder Räubern auszuweichen. Und auch, um ihren allnächtlichen Aufgaben wie Nahrungssuche und Fortpflanzung nachzugehen“, sagt Grubisic. „Eine künstlich erhellte Nacht stört dieses natürliche Verhalten – mit negativen Auswirkungen auf die Überlebenschancen.“
Für ihre Übersichtsstudie werteten die Wissenschaftler die Ergebnisse aller aktuellen Untersuchungen zu den Auswirkungen von künstlichem Licht in der Nacht auf Insekten aus. Auch die Lichtverschmutzung in den 2017er-Untersuchungsgebieten haben die Forscher dafür ermittelt und verglichen.
Gleich mehrfach negativ
Und tatsächlich: Grubisic und ihr Team kommen zu dem Schluss, dass die zunehmende Lichtverschmutzung zumindest eine Mitschuld am Insektenschwund haben könnte.
„Unsere Übersichtsstudie zeigt, dass künstliches Licht in der Nacht weit verbreitet ist und komplexe Auswirkungen in landwirtschaftlichen Gebieten mit unbekannten Konsequenzen für die Biodiversität und Pflanzenproduktion haben kann“,
sagt Grubisics Kollege Franz Hölker. Wie die Forscher erklären, werden Fluginsekten beispielsweise von künstlichen Lichtquellen angezogen und sterben dann dort durch Erschöpfung oder als leichte Beute von Räubern.
Quellen: https://www.wissenschaft.de/umwelt-natur/insektensterben-durch-lichtverschmutzung/