Der Tod der Igel

Sobald die ersten Gräser sprießen, beginnt die Zeit der Mahd. Weithin bekannt ist inzwischen, dass mit dieser auch die Rehkitzrettung startet. Jungwild, das in landwirtschaftlichen Wiesen liegt, wird vergrämt oder aus der Fläche getragen, bevor die riesigen Mähmaschinen anrollen.

Doch nicht nur auf diesen Wiesen, sondern auch in heimischen Gärten spielen sich tödliche Dramen ab: Mähroboter veranstalten auf dem privaten Grün das selbe Gemetzel, ohne dass vorab Maßnahmen ergriffen würden oder davon die nötige Notiz genommen würde. Die Opfer: Igel, die schwerste Schnittverletzungen erleiden und qualvoll daran zugrunde gehen.

Laut dem Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) zeigen die steigenden Absatzzahlen von Mährobotern und die rasante Zunahme toter und verletzter Igel die selbe Kurve. Einige der Opfer werden im IZW untersucht, wobei die Schwere der Verletzungen unterschiedlich ausfallen kann. Doch selbst kleinere können zu Entzündungen führen und folglich zum Tod.

Die technische Verfügbarkeit, gepaart mit wachsender Bequemlichkeit verleiten bedauerlicherweise immer mehr Menschen dazu, die Grünflächen-Arbeit, die bisher noch zu beinahe jedem guten Heimgärtner gehörte, an die kleinen Roboter abzugeben. Automatisch und ohne Aufsicht rollen die elektrischen Helfer den ganzen Tag durch den Garten – leider oft auch nachts, damit man morgens einen frisch gemähten Rasen genießen kann.

Mit verheerenden Folgen für kleine Tiere bis zur Größe von Igeln. Da Igel nachtaktiv und zu dieser Zeit auf Nahrungssuche sind, ist der nächtliche Einsatz von Mährobotern besonders gefährlich.

Doch warum laufen die Tiere nicht einfach davon? Wie bei Rehkitzen, die sich auf den Boden drücken, sobald Gefahr droht, wird auch den Igeln ihr instinktives Verhalten zum Verhängnis: Statt zu flüchten, rollen sie sich zusammen und warten ab bis die Gefahr vorüber ist. Mähroboter sehen einen zusammengerollten Igel allerdings nicht als Hindernis – und fahren einfach weiter. Die scharfen Messer verursachen dabei schwere Verletzungen an Schnauze und Körper.

Foto von Verletzungen: Gudrun Wibbel, Leibnitz-IZW

Ist ein Igel einmal verletzt, zieht er sich meist zurück und bleibt in Hecken oder Gebüsch oft unentdeckt. Findet man einmal ein Tier, das mit dem Mähroboter in Kontakt gekommen ist, ist es meist zu spät.

National Geographics warnt: „Zwar werben viele Hersteller von Mährobotern damit, dass kleine Tiere und Hindernisse von den Maschinen erkannt werden, Studien zeigen aber, dass diese Angaben nicht der Realität entsprechen. Und auch die hohe Anzahl der verletzten Igel, die in die Auffangstationen gebracht werden, zeichnet ein anderes Bild. ‚Wir gehen zudem von einer sehr hohen Dunkelziffer aus, da viele Tiere erst gar nicht gefunden beziehungsweise gemeldet werden‘, sagt Anne Berger vom Leibniz-IZW.“

Berger forscht an dem Problem der durch Mähroboter verletzten Igel und führt gemeinsam mit Wildtier-Auffangstationen Zählungen durch. Diese liegen 2023 bereits bei mehreren hundert Fällen – Tendenz steigend. Allein seit dem Frühjahr 2023 verzeichneten die Stationen laut National Geographics einen Anstieg von 30 bis 50 Prozent. (Stand Juni 2023)

Unser Appell: Verzichten Sie auf Mähroboter und machen aus Ihrem Garten einen Lebensraum. 

Ein weiterer Faktor

Igel auf der Vorwarnliste

„Erst im Jahr 2020 wurde der Igel auf die Vorwarnliste der Roten Liste gefährdeter Tierarten des BfN gesetzt. Die Mähroboter stellen laut IZW nun ein weiteres Risiko dar, das die Igelpopulationen in Deutschland langsam dezimiert. Das belaste auch die bisherigen Hilfsangebote, so Berger. ‚Die Verletzungen haben in den letzten Monaten ein Ausmaß angenommen, das viele Stationen physisch, psychisch und finanziell überfordert. Nicht wenige stehen kurz vor der Aufgabe, wenn nicht von politischer Seite Unterstützung kommt.’“

Quelle: National Geographic

Überdenken Sie den Einsatz von Mährobotern bitte unbedingt. Falls Sie auf ihn nicht verzichten können, schalten Sie ihn nachts auf jeden Fall ab!

Grundsätzlich bietet ein gepflegter Rasen wenig sinnvollen Lebensraum. Was für des Einen oder Anderen Auge schön ist, ist eine Einöde für Lebewesen. Machen Sie Ihren Garten doch zum Paradies für vielerlei Tiere und tragen dabei zur Erhaltung der Artenvielfalt bei.

Kurz: statt zur Todesfalle, machen Sie Ihren Garten doch lieber zum Lebensretter.