Friedliche Mieter

Sie sind groß, sie brummen laut und sehen beeindruckend aus. Viele Menschen fürchten diese gigantische Insektenart, die im Sommer auftaucht und beginnt, Nester zu bauen. Doch die Angst ist unbegründet.

Die Hornisse könnte man auch als sanften Riesen bezeichnen. Solange man sie in Ruhe lässt, ist sie sogar in Hausnähe ein friedlicher Mieter. Als Fleischfresser kommt sie noch nicht einmal dem Kaffeetisch zu nahe.

Hornissen tauchen zunächst vereinzelt auf und erkunden die Umgebung nach einem geeigneten Ort für ein Nest. Ist ein Platz gefunden, folgen weitere Tiere und beginnen mit den Bauarbeiten. Der beste Bauplatz kann sich unter Umständen auch mal nahe oder direkt am Haus befinden.

Diese Nähe zu den Tieren mag im ersten Moment unangenehm sein. Beobachtet man die Insekten aber eine Weile, wird man feststellen, dass sie sich für Sie als Mensch nicht interessieren.

  • Die Flugbahn hin zum und weg vom Nest-Einstieg bleibt bei allen Bewohnern erstaunlich gleich. Wildes Herumschwirren scheint ineffizient und ist nicht zu beobachten.
  • Während des Baus fallen Zelluloseteilchen zu Boden. Sie sehen aus wie hauchdünne Papierschnipsel. Auch sind Nester nach unten hin offen, damit Kot heraus fallen kann. Dieser riecht unangenehm und kann leicht ätzen. Um den Boden unter einem Nest am Haus zu schützen, können Sie eine flache Schüssel unterstellen.
  • Auch werden die Tiere lebensunfähige Larven konsequent aus dem Nest transportieren und in engerem Umfeld einfach auf dem Boden liegen lassen. Hübsch ist das nicht, auch geht mit der Zeit ein unangenehmer Geruch von den verwesenden Larven aus. Wenn Sie sie regelmäßig vom Boden aufsammeln, können Sie üble Gerüche vermeiden.
    Tipp: Verwenden Sie zum Entfernen all dessen, was unter dem Nest liegt, keinen Staubsauger! Die Fäkal- und Larvenreste setzen sich im Gerät fest. Das wollen Sie nicht! (Erfahrungswert)
  • Ist ein Volk im Rollladenkasten eingezogen, bewegen Sie den Rollladen bitte nicht mehr, damit Nest und Tiere unbeschadet bleiben!
  • Bei geöffneter Türe kann es vorkommen, dass vereinzelt Tiere ins Haus kommen. Wenn Sie das vermeiden möchten, bringen Sie einfach ein Fliegennetz an. Für Terrassentüren eignet sich eine sogenannte Magnet-Fliegengitter-Türe. Diese gibt es bereits für wenig Geld. Befestigt wird sie mit selbstklebendem Klettband ganz einfach am Türrahmen.

Der Eingang zum Nest liegt geschützt hinter dem Rollladen.  Rechts zu sehen: die Fliegengitter-Türe. So kommen die Tiere nicht versehentlich ins Haus. Bis die letzte Hornisse Ende Oktober ihren temporären Wohnort verlassen hat, darf der Rollladen nicht mehr bewegt werden. (Zum Vergrößern klicken Sie bitte auf das Bild.)

Hornissen sind Fleischfresser. Ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus anderen Insekten. Demnach dürfen Sie sie selbst in der Nähe des Hauses dankbar willkommen heißen. Sie kümmern sich nicht nur um Fliegen und Stechmücken, sondern minimieren auch die Anzahl an Wespen.

Kommt eine Hornisse also doch einmal in die Nähe der Kuchentafel, dann nur auf der Suche nach Insekten, die sich von Süßem angezogen fühlen.

Da ihre Nahrung aus Insekten besteht, wird die Hornisse sich dort aufhalten, wo sie Fliegen, Mücken und Wespen findet. Sie weiß auch, dass ihr Futter sich von Licht angezogen fühlt und wird deshalb abends und nachts in künstlichem Licht auf Beutefang gehen – oder fliegen.

Freuen Sie sich deshalb über Ihre natürlichen Schädlingsbekämpfer.

Anders als Wespen, von denen es äußerst aggressive Arten gibt, ist die Hornisse friedlich, solange man sie in Ruhe lässt und sie sich nicht bedroht fühlt.

  • Pusten Sie sie nicht an.
  • Fassen Sie sie nicht an, denn sobald sie physisch in Bedrängnis gerät, wird sie sich selbstverständlich wehren.
  • Bewegen Sie sich in ihrer Nähe ruhig und machen Sie keine hektischen Bewegungen.
  • Schlagen Sie nicht nach ihr.
  • Kommen Sie ihrem Nest nicht allzu nahe und bohren Sie in keinem Fall darin herum. Sie wird ihr Nest verteidigen.

Kurz: Solange Sie sich verhalten, als wären die Insekten gar nicht da, werden sie das gleiche tun. Einer friedlichen Nachbarschaft steht dann nichts im Weg.

Der Mythos, „3 Hornissenstiche töten einen Menschen, 5 töten ein Pferd.“ ist falsch!

Der Stich einer Hornisse gleicht – trotz der enormen Größe – dem einer Wespe. Rasches Kühlen und die Behandlung mit Antihistamin-Salbe werden in der Regel Schmerz und mögliche Schwellung lindern. Bei Allergien dagegen ist selbstverständlich äußerste Vorsicht geboten!

Hornissen stechen nur dann, wenn sie sich bedroht fühlen (siehe „Was sie reizt“). Und selbst in diesem Fall sticht nur das Tier, das gerade in Bedrängnis ist. Fälle, in denen Menschen von vielen Hornissen gleichzeitig angegriffen und gestochen wurden, sind nicht bekannt.

Sollten Sie schwer allergisch auf Insektenstiche reagieren bis hin zu Lebensgefahr, sollten Sie kein Risiko eingehen.

Da Hornissen unter strengem Artenschutz stehen, dürfen sie keinesfalls vernichtet werden. Das ist auch gar nicht notwendig, denn Hornissennester können, zusammen mit ihren Bewohnern, umgesiedelt werden. Lassen Sie das aber unbedingt von einem Profi machen! Viele Imker können Ihnen dabei helfen. Für Hilfe folgen Sie dem Link im Infokasten.

Sie tauchen auf, wenn es warm wird, und beginnen mit dem Nestbau. Mit der Zeit steigt die Zahl der Tiere, die den Sommer über an Ort und Stelle bleibt und für Nachwuchs sorgt. Das Alter einer Hornisse liegt bei 20, selten bis zu 40 Tagen. Spätestens im November aber endet das Leben der Königin und der letzten Arbeiterinnen und somit verschwinden sie aus ihrem Nest.

Die Form und Bauweise eines Hornissennestes hängt davon ab, wo gebaut werden kann. Hängt es frei, so ähnelt die Form einem übergroßen Rugby-Ei. Nutzen die Insekten dagegen vorhandene Strukturen in oder an einem Haus, werden sie in den Bau einbezogen. In unserem Beispielfall ist es ein Rollladenkasten.

Und so kann das aussehen. (Zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken.)

Ende November ist die letzte Hornisse ausgezogen und das Nest verwaist. Da die Tiere es kein zweites Mal nutzen werden, kann es nun vollständig entfernt werden.

Herzlichen Dank an Imker Gunter Oestreich, Birstein-Obersotzbach, der sich unser Rollladen-Nest angesehen, uns mit vielen wertvollen Informationen versorgt und mich zu diesem Beitrag angeregt hat.

Barbara Bausch
Artenschutz

Keinesfalls vernichten!

In Deutschland ist die Hornisse eine nach Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) streng geschützte Tierart. Das bedeutet: „Es ist verboten, […] wild lebenden Tieren der besonders geschützten Arten […] nachzustellen, sie anzulocken, zu fangen oder zu töten“. (§ 4, Abs. 1)

Sollten sich Hornissen an Ihrem Wohnhaus oder in unmittelbarer Nähe niedergelassen haben, reagieren Sie zudem schwer allergisch auf Insektenstiche und möchten das Risiko eines Stiches vermeiden, rufen Sie bitte jemanden, der das Nest professionell umsiedelt. In der Regel wissen Imker, was zu tun ist.

Finden Sie hier Hilfe in Ihrer Umgebung.

Ansonsten genießen Sie einen etwas mücken- und fliegenfreieren Sommer mit Ihren geflügelten Helfern.

Eine weitere streng geschützte Art ist die Wildbiene. Mehr Informationen finden Sie hier.